Tag 34 bis 38: Sankt Petersburg – noch in Europa aber eine andere Welt
Nachdem ich einiges über lange Wartezeiten und Probleme an der russischen Grenze gelesen und gehört habe, ging es wieder mit dem Bus weiter. Schon in den ersten Minuten im Bus merkte ich, dass jetzt einiges anders wird. Anstatt Englisch konnte hier jeder nur noch Russisch. An der Grenze angekommen ging alles sehr schnell und problemlos. Bei der Ausreise aus der EU wurden einmal alle Pässe eingesammelt und nach ca. 30 Minuten kam die Grenzbeamtin mit einem ganzen Stapel an Pässen wieder. Jetzt ging es zur Einreise nach Russland. An der langen Schlange an Fahrzeugen sind wir einfach vorbeigefahren. Erst wurden alle Pässe gesichtet und dann ging es zur eigentlichen Kontrolle. Alle Passagiere mussten mit ihrem Handgepäck in ein kleines Häuschen und nach einem prüfenden Blick in den Reisepass und ein paar Kopien vom Visum und anderen Seiten des Reisepasses gab es auch schon den Einreisestempel und die Einreisekarte. Das Handgepäck wurde gar nicht kontrolliert und alle durften wieder zurück in den Bus. Bei der Ausfahrt aus der Grenzzone gab es dann noch mal eine Durchsicht aller Reisepässe und schon ging es weiter Richtung Sankt Petersburg.
Ankunft in Sankt Petersburg
Direkt mit der Ankunft war es aus mit dem Internet. Fast jeder WLAN-Hotspot funktionierte nur mit einer russischen Telefonnummer und die hatte ich noch nicht. Meine App MAPS.ME hatte mir einen Shop direkt in dem nahegelegenen Bahnhof angezeigt, doch dort wurde ich wieder weggeschickt und an einen Shop auf der anderen Straßenseite verwiesen. Dieser hatte leider nur MTS und ich wollte eine Karte von Megafon – die sind angeblich günstiger. Also den nächsten Shop herausgesucht, Rucksack geschnappt und dann 2 km zu einem Einkaufszentrum gelaufen. Dort angekommen war der Shop schnell gefunden – doch hier konnte leider keiner Englisch oder Deutsch. Der dritte Shop war dann zum Glück nur auf der anderen Straßenseite und der Verkäufer konnte auch ein bisschen Englisch und so hatte ich relativ schnell meine SIM-Karte mit Internet. Und das ist in Russland ganz schön günstig – ungefähr 8 € für einen Monat mit 20 GB Internet und unbegrenzter Nutzung von Instagram, Facebook und WhatsApp.
Couchsurfing durch Zufall
In den vergangenen Wochen hatte ich unzählige Anfragen für eine Couch versandt und zusätzlich über einen öffentlichen Trip versucht einen Gastgeber zu finden, doch insgesamt gab es nur eine einzige Zusage. Da ich sehr viel Zeit in Couchsurfing investiert habe, wollte ich dies eigentlich stark reduzieren. Für Sankt Petersburg hatte ich noch einen öffentlichen Trip angelegt und eigentlich schon wieder vergessen. Zwei Tage vor meiner Anreise hatte ich dann auf einmal viele Angebote für Übernachtungen oder auch nur einem Treffen in der Stadt und hatte auf einmal auch noch die Qual der Wahl.
Mit Ganzhin, meinem Host, verabredete ich mich für 18 Uhr an einer U-Bahn-Station und verbrachte die Zeit bis dahin in einem Park in der Sonne. Informierte mich über die Preise der U-Bahn und verschiedene Sehenswürdigkeiten. Am Treffpunkt war ich etwas früher und rauchte noch eine Zigarette vor der Haltestelle – am darauffolgenden Tag erfuhr ich dann dass es gar nicht erlaubt ist. In der verhältnismäßig großen Wohnung von Ganzhin hatte ich ein eigenes Zimmer mit einem großen Bett. Nach einer kurzen Shoppingtour im Supermarkt wurde ich auch noch bekocht und erhielt mein erstes richtiges Essen an diesem Tag. Russen sind einfach super gastfreundlich und hilfsbereit – kein Vergleich zu Deutschland.
Das erste Mal in meinem Leben von der Polizei verhaftet
Für die Wohnung von Ganzhin hatte ich leider keinen eigenen Schlüssel und so musste ich in der Früh immer die Wohnung mit ihm verlassen. Nach einen ausgiebigen Frühstück ist er mit mir noch zum Bus gegangen und zeigte mir wo ich aussteigen muss um zur U-Bahn zu kommen. An der gleichen Stelle wie am vorherigen Tag zündete ich mir erst Mal eine Zigarette an um noch gemütlich eine zu rauchen. Kurz darauf hielt auch schon ein Polizeiauto mit drei Polizisten, wovon sich einer mir und einem Russen näherte. Nachdem ich von der russischen Ansprache nur Reisepass verstanden habe, versuchte ich in Englisch mit ihm zu sprechen. Worauf er nur antworte „nicht rauchen“. Auf meinem Handy suchte ich die Kopie meines Reisepasses und zeigte sie ihm. Er zeigte auf die Rücksitzbank und ich setzte mich dorthin, zum Glück musste ich nicht in die im Auto integrierte Zelle steigen.
Nach einiger Zeit fuhren wir also Richtung Polizeirevier und so wirklich wusste ich nicht was hier passierte. An dem Revier angekommen wurden alle außer mir in das Haus gebracht. Ich blieb mit einem Polizisten im Auto und er sagte „Translator“ und zeigte auf mein Handy- an der Stelle war ich sehr froh über meine SIM-Karte mit Internet. Mittels Übersetzungsapp wurde ich dann ausgefragt, unter anderem über die Einreise nach Russland und die hier geltenden Raucherschutzgesetze. Hier in Russland darf im Umkreis von 15 Metern um eine Haltestelle nicht geraucht werden. Nach einiger Zeit wurde ich dann mit einer mündlichen Verwarnung entlassen – nochmal Glück gehabt. Seit diesem Zeitpunkt achte ich sehr genau wo Haltestellen sind.
Sankt Petersburg zu Fuß
Meine erste Anlaufstelle war eine Touristeninformation im Zentrum der Stadt, dort holte ich mir meine geliebte analoge Karte. Von diesem Zeitpunkt ging es dann quer durch die Stadt. Am Nachmittag traf ich mich noch mit Aleksei (ein russischer Medizinstudent der gerade deutsch lernt). Und weiter ging es zu Fuß. An diesem Tag waren es 25 km über den Tag verteilt.
Am zweiten Tag musste ich mich in Russland registrieren lassen und erkundete dann die verbleibenden Sehenswürdigkeiten von meiner Karte. Bei der Gelegenheit schaute ich mir auch gleich mal den Bahnhof an, von dem die Reise weiter nach Moskau ging. Da ich an diesem Tag die Sehenswürdigkeiten außerhalb des Zentrums abgelaufen bin, sind es sogar 30 Kilometer geworden.
Auch wenn ich viel zu Fuß unterwegs war und die U-Bahn gemieden habe, war es einfach klasse. In Sankt Petersburg gibt es so viele schöne Ecken und Gebäude die ich von der U-Bahn aus definitiv nicht gesehen hätte.
Mit couchsurfing ins Museum – Eremitage
Durch die vielen Kilometer der letzten Tage wollte ich an meinem dritten Tag in Sankt Petersburg einen Gang runter schalten und meldete mich für einen kostenlosen Museumsbesuch an. Es war zwar ein Kunstmuseum, aber neue Leute kennenlernen ist auch was schönes. Nach diesem lustigen Vormittag ging es dann noch zu einem typisch russischen Restaurant. Mit einem Teil der Gruppe ging es anschließend zu einem Aussichtspunkt um die ganze Stadt von einem anderen Blickwinkel zu sehen und dann zur Peter und Paul Festung. Dort angekommen konnte ich so gut wie nicht mehr laufen und ich verabschiedete mich vom Rest. Bei einer Tasse Kaffee gab ich meinem Fuß eine Pause und humpelte Richtung U-Bahn. An diesem Tag waren es schließlich 20 km und das war definitiv zu viel.
Nach einem Abendessen mit meinem Gastgeber ging es dann per Taxi zum Bahnhof. Das Ticket für die 3. Klasse hatte ich vorher im Internet direkt bei der russischen Bahn gebucht.