Tag 19 bis 34: Unterwegs im Baltikum

Nachdem ich jetzt schon seit einiger Zeit nichts mehr geschrieben habe kommt heute eine Zusammenfassung meiner gesamten Zeit im Baltikum. Insgesamt habe ich dort 15 Tage verbracht und mehr Geld ausgegeben als gedacht. Die Annahme, dass es sich um eher günstige Länder handelt stellte sich schnell als falsch heraus. Anscheinend sind hier die Preise seit der Einführung des Euros enorm gestiegen und sind jetzt auf einem normalen europäischen Niveau. Kein Vergleich zu Polen, das für europäische Verhältnisse sehr günstig ist.

Tag 19 bis 24: Vilnius – eine Stadt mit unzähligen Kirchen

Nach einer schier unendlichen Busfahrt von Warschau nach Vilnius mit über neun Stunden kam ich relativ müde und erschöpft in Vilnius an. Glücklicherweise war mein Hostel nur einen Katzensprung von dem Busbahnhof entfernt. Also schnell eingecheckt und ab unter die Dusche. Den Plan ein Restaurant mit lokalem Essen zu suchen hatte ich dann sehr schnell verworfen, da ich den ganzen Tag fast nichts gegessen hatte. Zusätzlich gab es direkt im Hostel ein Restaurant bei dem wir einen ordentlichen Rabatt bekamen. Also gab es am ersten Tag anstatt litauischem Essen einen Burger mit Pommes und dazu ein selbstgebrautes Bier. Leider trinken die Leute hier in der Gegend fast ausschließlich Craft Bier und daran musste ich mich erst gewöhnen – aber auch dass ist möglich.

Die Altstadt auf eigene Faust

Nach einer langen und ruhigen Nacht ging es dann mit einem Stadtplan und Kamera bewaffnet in die Altstadt von Vilnius. Also hatte ich mich einfach durch die Stadt treiben lassen und hatte Vilnius auf mich wirken lassen. An diesem Tag ging es dann nicht nur in die Altstadt sondern auch direkt nach Uzupis, ein selbsternannter unabhängiger Staat der von einer Gruppe von Künstlern errichtet wurde. Eigentlich handelt es sich nur um einen Stadtteil von Vilnius, doch hier gibt es alles was ein eigenes Land benötigt – von einem Parlament bis hin zu einer eigenen Verfassung.

Erstmal die Wanderschuhe reparieren

Am Ende des Tages musste ich dann leider feststellen, dass meine fast neuen Wanderschuhe schon eine kaputte Naht hatten. Deshalb verbrachte ich den darauffolgenden Tag damit einen speziellen Schuhkleber zu finden (dies wurde mir von Dr. Google empfohlen). Nachdem ich von meinem Hostel einige Anlaufstellen bekommen hatte ging es los, doch einen Schuhkleber hatte keiner. Zuletzt ging es dann zu einem Geschäft für Armee und Outdoorbedarf, der hatte zwar auch keinen Kleber doch er hat mich direkt an einen Schuhmacher in einem gegenüberliegenden Hinterhof verwiesen. Nach ein paar Minuten war der Schuh wieder wie neu – Preis für die Reparatur 3 €. Im Anschluss ging es dann direkt auf den Hügel der drei Kreuze hinauf. Bei den Temperaturen war es zwar nicht gerade angenehm, aber ich hatte einen super Ausblick über Vilnius.

Trampen nach Riga

Nachdem mir von Sergey in Krakau vorgeworfen wurde, dass ich es mir bei meiner Reise zu einfach mache, nahm ich für die Strecke von Vilnius nach Riga nicht den Bus sondern bin getrampt. Für mich war es das erste Mal und auch ganz schön aufregend. Auf diversen Internetseiten hatte ich mich vorher informiert und mit reichlich Tipps eingedeckt, doch was ist wenn mich einfach keiner mitnehmen will. Schließlich benötigt man fürs Trampen auch immer ein bisschen Glück. Am Abend zuvor hatte ich mir dann auch noch ein schönes Schild gebastelt und mir einen Punkt für den Start inklusive Busverbindung herausgesucht.

Um 7 Uhr in der Früh bin ich dann aufgestanden und hatte noch schnell meinen Rucksack fertig gepackt und dann ging es mit dem Bus Richtung Stadtrand. Um 8:15 Uhr bin ich dort angekommen und suchte mir noch eine Toilette. In einem Bistro wurde mir dann mit Hand und Fuß erklärt, dass sich die Toilette außen befindet – und dort fand ich auch ein wunderschönes Plumpsklo.

Also stand ich ab 8:30 Uhr direkt an einer Bushaltestelle an der Autobahn und wartete mit meinem Schild und einem ausgestreckten Daumen. Nach ca. 30 Minuten versuchte ich es dann nochmal ohne Schild, doch auch damit hatte ich keinen Erfolg. Da der Platz direkt vor einem Autobahnkreuz war, entschied ich mich dazu ein paar Kilometer zu laufen um hinter das Kreuz zu kommen. Dort versuchte ich es dann wieder ohne Schild und nur 15 Minuten später hielt ein LKW der mich bis nach Riga mitnahm – also gesamt nur 1 Stunde gewartet. Etwas schwieriger war es dann schon mit der Kommunikation, da der Fahrer mit einem für mich unaussprechlichen Namen nur ganz schlecht Englisch konnte und ich kein Polnisch oder Russisch. Die Fahrt verlief trotzdem super und wir verständigten uns einfach mit Hand und Fuß, ein bisschen Englisch und mit Stift und Papier

Tag 24 bis 29: Startschwierigkeiten in Riga

Kurz vor Riga erklärte mir der LKW-Fahrer seine Route und fragte mich wo ich aussteigen wolle. Das wäre fast direkt in der Altstadt und neben meinem Hostel gewesen. Doch es kam leider etwas anders, durch den starken Verkehr bog er deutlich weiter außerhalb Richtung Norden ab und ich musste doch noch ein ganzes Stück mit dem Bus fahren. Beim Aussteigen hatte ich dann noch mein Handy im LKW vergessen und wurde zum Glück noch von dem Fahrer darauf hingewiesen – noch einmal Glück gehabt .

Ein Hostel mit guten Bewertungen muss nicht immer gut sein

Da ich in Riga für ganze 5 Nächte im voraus gebucht hatte, suchte ich bei Booking.com speziell nach einem Hostel mit sehr guten Bewertungen. Erstaunlicherweise war das Smart Hostel nicht nur sehr gut bewertet sondern auch noch eines der günstigsten in Riga. Doch nach meiner Ankunft in dem Hostel merkte ich schnell, dass hier irgendetwas nicht stimmte. Es gab keine Rezeption und es war auch kein Angestellter zu sehen. Also hieß es erst Mal warten. In dem kleinen und nicht besonders sauberen Aufenthaltsraum wartete ich dann mit Johnny, ein Deutscher der ebenfalls einchecken wollte. Er war mit seinem Ford Transit in Europa unterwegs und hatte vorher einen Aufenthalt in Kaliningrad. Irgendwann kam dann doch ein Angestellter, der uns eincheckte und uns durch das Hostel führte. Danach war er auch schnell wieder weg. Nachdem hier alles außer die Schlafsäle sehr dreckig und beengt war suchte ich schnell den Kontakt zu Booking.com um diese Unterkunft zu stornieren – Angestellte waren ja fast nie anwesend und telefonisch war nie jemand zu erreichen. Ich machte also Bilder von den Missständen der Unterkunft und führte einige Telefonate mit den Mitarbeitern von Booking.com – schließlich bekam ich eine Gutschrift von 50 €. Ziemlich gut, da die Unterkunft nur 58 € kostete und ich wegen dem Wochenende zwei Nächte später eine Unterkunft fand.

Riga

Bis zum Umzug in das Amalienhof Riga Hostel verbrachte ich also die meiste Zeit in der Altstadt von Riga, lief einfach am Fluss entlang oder saß einfach in einfach in einem Park. Eines Nachmittags traf dann auch wieder ein neuer Gast ein, der mich dann fragte ob wir uns nicht kennen. Und ja, wir waren vor ca. sieben Jahren gemeinsam auf einer 4-wöchigen Ausbildung vom Roten Kreuz in Augsburg.

Fabian war nur auf der Durchreise nach Tallinn da er dort ein Auslandssemester machte. Wir tauschten also aktuelle Nummern aus und trafen uns dann erneut in Tallinn.

In dem Smart Hostel lernte ich auch noch Allan einen Dänen kennen, der viel unterwegs war. Er zeigte mir auch Bilder von einem Nationalpark in Nepal, in dem man Tiger in freier Wildbahn sehen kann. Dies fand ich so cool, dass es direkt auf meine Bucket List gewandert ist. Wer weiß schon wie lange man noch diese schönen Tiere in freier Wildbahn antreffen kann.

Neues Hostel neues Glück

Das zweite Hostel in Riga war dann zum Glück richtig Klasse und zudem auch noch günstiger als das Erste. Der Eigentümer war zwar auf dem Ersten Blick etwas grimmig, doch direkt mit dem Einchecken änderte sich das ganz schnell. Das Zimmer war super geräumig und auch sehr gemütlich. Von hier aus startete ich dann einige Trips durch die Altstadt und besuchte die riesigen Markthallen in Riga, hier gab es so gut wie alles was essbar ist.

Da ich bisher noch nie an der Ostsee war wollte ich mit dem Zug nach Jūrmala (ein langer Strand an der Ostsee bei Riga). Auf dem Weg zum Bahnhof traf ich dann wieder Johnny und wir sind spontan mit seinem Bus dorthin gefahren und verbrachten dort unseren Nachmittag. Abends ging es noch gemeinsam zum Abendessen.

Tag 29 bis 34: Tallinn ist eindeutig die teuerste Stadt im Baltikum

Da es anscheinend schwierig ist einen passenden Platz zum Trampen von Riga nach Tallinn zu finden, entschloss ich mich kurzfristig am Abend einen Bus nach Tallinn zu buchen. Und trotz der schlechten Erfahrungen mit längeren Hostelaufenthalten buchte ich erneut 5 Tage. Das United Backpackers Hostel war glücklicherweise auch genauso super wie deren Bewertungen und ich bereute es zum Glück nicht. Nach dem Einchecken ging es dann auch gleich auf Essenssuche, doch die Speisekarten entsprachen leider nicht so meinen Vorstellungen. Die Preise sind mindestens doppelt so teuer wie in Riga und schließlich gab es ein typisches estländisches Essen für 13,50 € und ein Bier für 4,00 €. Ab dem Zeitpunkt wusste ich, dass ich in den nächsten Tagen öfters kochen werde um mein Budget nicht zu sehr zu belasten.

Tallinn ist nicht nur teuer sondern auch sehr schön

Obwohl ich das ganze Baltikum nicht besonders atemberaubend finde, ist Tallinn definitiv die schönste Stadt im Baltikum. Vor allem die Burg mit einer schönen Aussicht auf die Ostsee und die gesamte Stadt ist echt sehenswert. Mit verschiedenen Leuten erkundete ich die Stadt und fand viele schöne Orte in Tallinn. An einem Tag ging es sogar auf ein altes Kriegsschiff, das besichtigt werden konnte.

Erneutes Treffen mit Fabian

Nachdem Fabian in Riga nur eine Nacht war trafen wir uns erneut in Tallinn in seinem Studentenwohnheim. Eigentlich war der Plan hier nur den Abend zu starten und dann weiter in einen Club zu ziehen. Allerdings war die Stimmung dort so gut, dass wir doch nicht mehr in einen Club gingen sondern hier blieben. In den Club ging es dann erst in der nächsten Nacht. An diesem Abend traf ich mich auch mit Carlos wieder, den ich schon in Riga kennenlernte. Er war mit seinem Motorrad auf unbestimmte Zeit unterwegs. Dieser Abend war verdammt lustig und zog sich bis in den nächsten Morgen. Zu meiner eigenen Sicherheit war ich aber stets mit einem kleinen Reflektor ausgestattet, der hier in Estland tatsächlich vorgeschrieben ist.